Stadtraummedien und Kommunikation: Demokratisierung der Außenmedien
Primärer Forschungsgegenstand ist die Auswirkung von Werbeanlagen auf den Stadtraum und die urbane Gesellschaft. Dazu wird vor allem die Zeitspanne der letzten 30 Jahre genauer betrachtet, in der gerade in Wien eine deutliche Steigerung des Außenwerbevolumens zu beobachten ist. Diese Zunahme wurde vorwiegend durch die Installation von Werbeflächen ermöglicht, wohingegen im selben Zeitraum in anderen westeuropäischen Städten deren Zahl reduziert wurde. Während etwa in Städten wie München, Köln, Zürich und anderswo die Werbedichten von Fremdwerbungen in den letzten Jahren konsolidiert wurden, fand in Wien genau der umgekehrte Prozess statt. In einer Stadt, wo die Werbedichte schon vorher vergleichsweise hoch war, wurde die Zahl der Werbeelemente weiter erhöht. Über das tatsächliche Ausmaß von Werbeinterventionen auf öffentlichem Grund liegen derzeit keine aktuellen Daten vor, obwohl die Stadt aus jedem einzelnen Standort aliquote Einnahmen erzielen sollte. In einem 2018 gestarteten Screening Verfahren wird nun erstmals der Versuch gestartet, eine offizielle Zählung aller Werbeelemente, die den öffentlichen Raum tangieren, durchzuführen. Das Resultat liegt vielleicht schon Anfang 2019 vor, und wird dann einen genaueren Abgleich mit anderen Städten ermöglichen.
Die bisher vorliegenden Zahlen zeigen, dass Wien in absoluten Zahlen und auch nach Berücksichtigung einzelner Werbeanlagenkategorien mit Abstand die höchsten Werbedichten in Europa aufweist. Während im Süden und Norden Europas wenig Wechselwerbung installiert ist, gehören Länder wie Frankreich, Deutschland, die Schweiz – und seit dem Fall des Eisernen Vorhanges auch die urbanen Zentren des europäischen Ostens zu den Regionen, wo die Außenwerbung stärker im Stadtraum präsent ist. Im Vergleich damit liegt Wien klar an der Spitze: der offizielle Zahl von etwa 29000 Anlagen in Wien stammt aus einer Erhebung aus dem Jahr 2009 und beinhaltet nur einen Teil der großen und mittleren Anlagenkategorien. Pro Einwohner hat Wien mit diesem offiziellen Zahlenwert im Schnitt eine drei- bis vierfach höhere Werbedichte als deutsche Städte, die selbst schon im europäischen Spitzenfeld liegen. Im direkten Vergleich mit Städten wie Düsseldorf, Frankfurt, München, die in den letzten Jahren regulatorisch in die Außenwerbung eingriffen, weist Wien pro Einwohner 4-8 Mal mehr größere und mittlere Werbeanlagen auf. Auf die Gesamtfläche der Stadt gerechnet, fallen die Zahlen ebenso dramatisch aus: in dieser Hinsicht hat Wien fast 10 Mal mehr Wechselwerbeanlagen als Düsseldorf, oder die fünffache Menge von Berlin vorzuweisen.
Um auch die Perspektive der Rezipienten in die Auseinandersetzung mit den Außenmedien einzubinden, wurde 2015/16 in Wien eine unabhängige Umfrage zu diesem Thema durchgeführt. 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beteiligten sich daran, wobei insgesamt 29 Fragen zur kommerziellen Fremdwerbung im Stadtraum zu beantworten waren. Im Gegensatz zu den von Werbeunternehmen beauftragten Erhebungen, die mit durchwegs recht positiven Meinungsbildern zum Themenkomplex Werbeanlagen und Reklame aufwarten, wichen die in dieser Umfrage erhobenen Antworten teils recht deutlich davon ab. Die kritische Haltung der Teilnehmer war in einigen Punkten sehr ausgeprägt. Einige Resultate dieser Umfrage aus 2015 seien hier vorweggenommen: Mehr als 84 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Werbung im Stadtraum in den letzten 10 Jahren zugenommen hat. Nur vier Prozent beantworteten die Frage, ob sie sich „persönlich“ Produktwerbung im Stadtraum wünschen, positiv. Eine überwiegende Mehrheit, nämlich beinahe 90 Prozent, bestätigt auf der anderen Seite, dass sie die Informationen der Werbung nicht braucht. Und beinahe zwei Drittel können sich vorstellen, dass durch regulatorische Maßnahmen die Werbung aus dem Stadtraum entfernt wird. Insgesamt ermittelte diese Erhebung also eine deutliche Unzufriedenheit mit dem Status Quo der Außenwerbung im Wiener Stadtgebiet.
In einem Buch werden die Potentiale der Außenmedien für die stadträumliche Kommunikation dargestellt.