264.251 Künstlerisches Projekt Claiming*Spaces Gastprofessur 2023

WHOSE TIME(S)?
Gekommen, um zu bleiben.

Künstlerisches Projekt WS 2023/2024
Claiming*Spaces Gastprofessur Karin Hartmann

Gekommen, um zu bleiben – wir gehen nicht mehr weg
Gekommen, um zu bleiben – wie ein perfekter Fleck
__Aus: Von hier an blind, Wir sind Helden, 2005

Das Berufsbild „Der Architekt“ ist in den letzten Jahren in die Kritik geraten. Zu ein-dimensional die Planung, zu wenig divers das Arbeitsfeld, zu antiquiert die Narrative. Viele verlassen deshalb den eigentlich geliebten Beruf kurz nach dem Studium. Strukturelle und systemische Faktoren in Verbindung mit Diskriminierung signalisieren insbesondere Frauen, aber auch anderen marginalisierten Gruppen, dass in der Architektur kein Platz für sie ist.[1] Ihr Drop-Out auf der einen und die Förderung einer implizit patriarchalen Kultur auf der anderen Seite führt zu einem weitgehend homogen aufgestellten Planungsbereich, der längst nicht allen Lebensrealitäten gerecht wird. Eine Gen Z, die neue Werte vertritt, die komplexe Realität der Klimakrise und der einfache Ruf nach einem gerechten Berufszugang für alle, machen ein Update der Arbeitskultur in der Architektur dringender als je zuvor.

Im Künstlerischen Projekt 2023/2024 WHOSE TIME(S)? Gekommen, um zu bleiben möchten wir daher die Arbeitskultur in Architekturlehre und -praxis hinterfragen – mit der Intention, eine kritische Position zu formulieren, die ein Bleiben für alle ermöglicht. Wie gelingt es uns, das Berufsbild zu öffnen für vielfältige Handlungsweisen? Was stört uns konkret, was fehlt? Welche Atmosphäre brauche ich selbst, um gut arbeiten zu können? Wie kann ich diese für mich und andere erschaffen? Wie können wir z.B. Liebe oder eine neue Zeitpolitik in der Architektur verankern? Welche neuen Konzepte von Männlichkeit braucht Architektur? Wie lösen wir uns von einer auf westliche Denkkonzepte fokussierten Planung? Welche Kultur und welche Räume brauchen wir also, um zu bleiben? 

Mit unterschiedlichen Perspektiven (z.B. Philosophie) und Formaten (z.B. Buch, Film) wollen wir uns im Künstlerischen Projekt WHOSE TIME(S)? Gekommen, um zu bleiben der Arbeitskultur und den dabei vertretenen Werten in der Architektur mit einem feministisch-intersektionalen Ansatz kritisch nähern, um individuell und gemeinsam ein holistisches Bild der dringend notwendigen Veränderungen zu entwerfen.

[1] Hartmann 2022, S. 127

KARIN HARTMANN ist Architektin BDA a.o. und Autorin des Buches: Schwarzer Rolli, Hornbrille. Plädoyer für einen Wandel in der Planungskultur, jovis 2022. Sie schreibt, spricht und forscht zu Baukultur und intersektionalem Feminismus. Ab 2013 initiierte sie künstlerisch-architektonische Interventionen im Paderborner Stadtraum und schrieb für ihren Blog und Fachmedien. Von 2016 bis 2021 war sie Referentin im Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, seit 2021 arbeitet sie freiberuflich und für Baukultur Nordrhein-Westfalen. Sie ist Vorsitzende der architektinnen initiative nw. Im Wintersemester 2023/24 ist sie Gast des Claiming*Spaces Kollektivs an der TU Wien, das für intersektional-feministische Perspektiven in Architektur und Raumplanung eintritt: www.claimingspaces.org

Die LV im TISS findet ihr hier.