dringende Dinge zu tun

Projekte von Studierenden des künstlerischen Projekts am Institut für Kunst und Gestaltung 1/ TU Wien, Wintersemester 2015/16

kuratiert von Christine Hohenbüchler und Barbara Holub

„Dringende Dinge“ sind keine wissenschaftlich fassbare Kategorie. Sie entziehen sich einer eindeutigen Definition und lassen so die Interpretation durch die AutorInnen offen. Das Spektrum dieser Interpretation erstreckt sich deshalb von persönlichen Anliegen, die im Titel auch das hinausgeschobene Handeln, den (unfreiwilligen) Aufschub anklingen lassen, bis zu größeren gesellschaftlichen Anliegen, die womöglich bis zur Gründung neuer gemeinschaftlicher Strukturen reichen.  

TeilnehmerInnen:

Bianca Gamser

Alexander Grüner

Elisabeth Schneebauer-Hemelmayr

Anna Sophia Hörschläger

Anna Theresa Pöll

Hélène Otto

KarolÌna  Plaskova

Maciej Filip Rejkowicz

Kathrin Wammerl

Sonja Zankl

Abschlusspräsentation und Ausstellung der Semesterprojekte:

Bianca Gamser – Selbstportrait in Zucker
Jeglicher auf Andere projizierter Hass stammt von Befangenheit, Unsicherheit, Unzufriedenheit, Verbitterung und Zweifel – Hass kommt immerzu von Selbsthass. Das Selbst ist Subjekt, das Subjekt wortgetreu das Unterworfene. Das dem Zucker unterlegene Subjekt ist die Umkehrung des Selbst. – Zur-Schau-gestellt. Die Inversion birgt die Möglichkeit des sich Entledigens von dringenden Dingen. – Abgeworfener Selbsthass in Zucker, denn Zucker ist mein Hass.

Alexander Grüner – das Saunazelt
Sauna ist Kulturgut und wird durch die Entfernung aus der natürlichen Umgebung zum Vehikel der Aktion. Es geht nicht um die Sauna. Es geht um die Aktion. Irregulärer Gebrauch der Stadtlandschaft. Veränderung der Sicht auf die Stadt und die Schaffung eines informellen Orts. Vor Ort wird Raum besetzt, wird urbane Utopie. Konzept in geschriebener Form entsteht noch…wird aber auf jeden Fall was situationistisches haben. Vielleicht auch was von Claire Doherty. Eventuell auch was von Thomas Hirschhorn, ein paar anderen und leider nicht Foucault.

Elisabeth Schneebauer-Hemelmayr – ohne Titel
Die Arbeit bezieht sich auf das Sujet einer Gedenkkundgebung anlässlich des Todes von 700 Flüchtlingen vor der Küste von Lampedusa. Es war eines dieser schnell generierten Bilder, das den Tod durch Ertrinken im Meer in aller Härte interpretiert. Es hat sich tief und unkontrolliert in mein Bewußtsein eingegraben. Es ist ein Versuch dieses wohl schon längst vergessene Bild wieder ins Bewußtsein zu bringen und rauszuholen aus dem wabernden Sumpf der vielen schnelllebigen Angstbilder. Es ist ein Bild das sich wieder einen Weg in den öffentlichen Raum bahnt, so dass wir nicht mehr umhin können, so dass wir drüberstolpern oder mittendurch müssen. So als gäbe es keine andere Wahl.

Anna Sophia Hörschläger | Anna Theresa Pöll – der Weg
Tag für Tag werden wir erneut mit der Flüchtlingsthematik konfrontiert. Eine scheinbar niemals enden wollende Problematik, die immer größer werdende Fragen aufwirft. Was passiert mit all den tausenden Flüchtlingen? Wo wollen sie hin und wo wird man sie tatsächlich unterbringen? Über ihre dauerhafte Bleibe wird auf politischer Ebene diskutiert und verhandelt, als wären diese Menschen Waren. Kaum jemand scheint sich darüber im Klaren zu sein, dass Flüchtende keine Objekte sind, sondern fühlende Menschen. Genau diese Gefühle machen wir uns mit diesem Projekt zum Thema. Mit der Reise, die Menschen auf sich nehmen müssen, um aus ihrem Land zu fliehen, geht eine Unzahl an Eindrücken, Erlebnissen und Gefühlen einher. Man kann sich in unserer Lage nur eine sehr wage Vorstellung von all den Erschwernissen machen, die diese Reise mit sich bringt. Wir wollten es dennoch versuchen und haben uns mit den Ängsten der Flüchtlinge auf ihrer Reise ins Ungewisse auseinander gesetzt.

Hélène Otto – « La balancoire murale » ( die „muralische“ Schaukel )
„Eine Schaukel auf einer Mauer“. Im Hintergrund dieser Idee befindet sich die Wille eines unnützliches und bequemes Objekt zu veranshaulichen. Da eine Schaukel ihre Nützlichkeit durch ihre Bewegung findet, benutz man sie normaleweise draußen, in seinem Garten zum Beispiel. Deshalb ist es natürlich undenkbar, seine Schaukel aud der Mauer zwischen den Sofa und den Tür zu installieren. Es ist wirklich sinnlos, einen kleinen Raum für diese Schaukel zu lassen, als es unmöglich ist zu schaukeln !

KarolÌna Plaskova – ohne Titel
Meines Thema für das künstlerische Projekt waren Hindernisse, wie eines Gegenteil zu Freiheit (der Bewegung, des Entscheides, des Tuns für sich selbst…). Ich glaube, dass nichts ist unmöglich, wenn man etwas wirklich erreichen will. Aber ich hasse die Machtlosigkeit, wenn jemand anderes vor mich Hindernisse setzt und dann meine Träume unerreichbar werden. Dieses Thema habe ich mit drei „Objekte“ dargestellt. Auf eine Unterlage 50×70 cm mit weißem Untergrund sind die Hindernisse (Grenze) in verschiedener Weise. Ein Objekt ist aus Gips modelliert, anderes hat die Grenze von der Schnur, die beeinflusst die schwarze Farbetropfen, and auf dem letzten Objekt sind die Grenzen mit Pappmaché (oder etwas wie so) modelliert und die schwarze Farbe ist krakeliert.

Maciej Filip Rejkowicz – „Verhältnis Therapie“
Arbeit „Verhältnis Therapie” ist mehr als zwanzigminütigen Geschichte, die versucht dem Empfänger Komplexität des Phänomens der Depression vor Augen zu führen, und zeigen was eine Person die an einer Depression leidet überleben muss. Die Arbeit wird in Form von Geschichten, Pre-Listening des elektronischen Bilderrahmen realisiert. Die Geschichte wird mit vier Dias illustriert. Diese vier Dias sollen Gliederung der Geschichte erläutern. Die gesamte Installation durch Nutzung der Wohnaccessoires wie Sessel, Großmutters Schaukelstuhl, altmodischer Tischchen und eine Retrolampe sollte den Zuschauer in einer Sicherheitsgefühl zu versetzen. Die Installation war in der Ecke der Ausstellungsaal angeordnet und dadurch sollte den Zuschauer von der Umgebung trennen und den Blick auf den von Digitalen Bilderrahmen angezeigte Dias lenken. Bliderrahme ist in der Regel mit angenehmen Erinnerungen Assoziiert

Kathrin Wammerl – FOMO
Fear of missing out. Auf Facebook seh ich dauernd, wer von meinen Freunden an welchen Veranstaltungen teilnimmt. Und an wievielen. Und mit wem. Wie kann denn der Christian am Donnerstag schon wieder fünf Events besuchen?! Wir wollen überall dabei sein. Am besten mit einem Arsch auf acht Kirtagen. Und nachher? Nachher posten wir die Fotos. Damit man uns glaubt, dass wir auch wirklich da waren. Damit alle sehen, wieviel Spaß wie hatten. Und uns vielleicht ja ein bisschen beneiden. Meine Installation spielt dem unguten Gefühl, etwas verpasst zu haben. Lässt bereuen, dass man nicht da war. Es lädt zum Grübeln ein, was einem da entgangen ist.

Sonja Zankl – … Hallo …
Dringende Dinge die getan werden müssen wird mit diesem Projekt in einen Kontext im öffentlichen Raum übersetzt. Wichtig ist in unserer fokussierten und geplanten Gesellschaft auch einmal den Schritt zur Seite zu wagen und sich einen Moment von den alltäglichen Dingen ablenken zu lassen. Dieser Anspruch soll mit der Arbeit als eine mobile Intervention im öffentlichen Raum verwirklicht werden. Das Projekt bezieht sich auf einen vielbefahrenen Abschnitt entlang der Ringstraße mit massivem Verkehrsaufkommen und hoher Lärmbelästigung. Dem Fussgänger wird dort immenser Verkehr und Stress zugemutet. Während der Wartezeit an der Ampel soll der Blick auf das Objekt gezogen werden, das 4 Meter neben dem Fussgänger-Übergang auf einem Stromanschlusskasten ruht. Es kann zum einen dazu dienen, die Wartezeit durch die Betrachtung zu verkürzen und zum anderen dafür, den Entschluss zu fassen trotz des straffen Tagesablaufes sich kurz die Zeit zu nehmen und von dem determinierten Weg abzuweichen und das Objekt aus der Nähe zu betrachten.